Zeitenwende – Berlin im Fin de Siècle

Sonatenabend

Sonderkonzert der Siegmund Seligmann Gesellschaft

 

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Beschreibung

Łucja Madziar, Violine
Thomas Hoppe, Klavier

Werke von Alexander von Zemlinsky (1871-1942), Ignatz Waghalter (1881-1949) und Richard Strauss (1864-1949)

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts entstand im damals eigenständigen Charlottenburg die Deutsche Oper als Ergebnis starken bürgerlichen Engagements. Ziel war ein zeitgemäßes Musiktheater als Gegenreaktion gegen die erstarrten Verhältnisse an der kaiserlichen Hofoper Unter den Linden. 1912 wurde der Neubau eröffnet mit Beethovens „Fidelio“, die Leitunghatte der Chefdirigent Ignatz Waghalter. Auf die 75 Positionen des neu gegründeten Orchesters hatten sich 1000 Musiker beworben; den Konzertmeisterposten hatte sich Ignatz Waghalters Bruder Władysław erspielt, der Widmungsträger der Violinsonate. Seinen Posten hat heute Łucja Madziar inne.

Bis 1924 war Ignatz Waghalter an der Deutschen Oper engagiert, 1933 verließ er als Jude Deutschland nach der nationalsozialistischen Machtergreifung. Über verschiedene Stationen lebte er bis 1938 in Wien und Prag und emigrierte danach endgültig in die USA. Ein Schicksal, das er er mit Alexander von Zemlinsky teilte, der von 1927-1933 an der Berliner Krolloper wirkte, seinerzeit einem Zentrum des experimentellen Musiktheaters.Heute sorgt Zemlinskys Oper „Der Zwerg“ an der Deutschen Oper für Aufsehen und zeigt die Aktualität des Komponisten, dessen Geburtstag sich 2021 zum 150sten Male jährt.

Auch Richard Strauss war einer der großen Erneuerer des Musiklebens und war zwischen 1898 und 1918 ebenfalls in Berlin tätig. Sein Innovationswille erstreckte sich nicht allein auf die Kompositionskunst im Geiste der „Neudeutschen“ Wagner und Liszt, sondern er richtete sich auch auf die Strukturen des Musikbetriebes, indem er die Bedingungen der Künstler zu verbessern suchte und so zum Stammvater der heutigen GEMA wurde.

Drei Komponisten der Zeitenwende des Fin de Siècle, drei Innovatoren der Opernwelt, drei kammermusikalische Frühwerke, in denen sich der musikalische Zeitgeist ebenso spiegelt wie die Individualität der Künstler. Als Konzertmeisterin an der Deutschen Oper ist Łucja Madziar zutiefst vertraut mit ihrer musikalischen Klang- und Formenwelt. Sei es Zemlinskys klare Tonsprache, die sich gleich in der Eröffnungs-Fanfare seiner Serenade ankündigt, Waghalters melodische Fantasie voller überraschender Einfälle oder Strauss‘ farbig funkelnde Brillanz – in der Kammermusik der Komponisten zeigt sich ihre Charakteristik wie durch ein Brennglas gebündelt und entfaltet doch orchestrale Fülle in der farbenprächtigen Expressivität von Łucja Madziar und Thomas Hoppe.