Hannah Arendt Tage 2025

Macht und Gewalt

Hintergründe und Impulse für das politische Denken heute


Beschreibung

Salongespräch
Dr. Maike Weißpflug, politische Theoretikerin
Dr. Ulrich Kühn

Grußworte
Eliah Sakakushev-von Bismarck, Geschäftsführender und Künstlerischer Direktor der Villa Seligmann
Thomas Hermann, Bürgermeister der Landeshauptstadt Hannover

Hannah Arendts politische Theorie lebt von ihren Interventionen und Stellungnahmen zu den politischen Ereignissen und Debatten ihrer Zeit. In der Studie „Macht und Gewalt” (1968/1970) setzt sie sich mit der damaligen studentischen Bewegung in Europa und den USA auseinander. Sie begrüßt die Proteste, kritisiert jedoch den Fokus auf die Frage der Gewalt. Es sei ein Fehler zu glauben, politische Veränderungen gewaltsam herbeiführen zu können. Zugleich analysiert Arendt die Gründe für den Unmut der Studierenden: Durch die Entwicklung von nuklearen und biologischen Massenvernichtungswaffen könnte ein neuer Weltkrieg die Menschheit auslöschen. Ausgehend von diesen Überlegungen entfaltet Arendt die Idee einer politischen Ordnung, die auf der Macht und Freiheit des Zusammenhandelns, auf starken Institutionen, auf Rechtsstaatlichkeit basiert.
In der aktuellen Lage, in der autoritäre Kräfte wieder erstarken und demokratische Institutionen angreifen, sind Arendts politische Ideen ein wirksames Gegenmittel, das nicht nur Orientierung, sondern auch Hoffnung in herausfordernden Zeiten stiftet.

Wer ist Hannah Arendt?

Hannah Arendt, geboren am 14. Oktober 1906 in Hannover-Linden und am 04. Dezember 1975 in New York gestorben, hat als deutsch-amerikanische jüdische Denkerin politisches Urteilsvermögen mit philosophischer Reflexion verknüpft und sich in aktuelle gesellschaftliche Debatten leidenschaftlich eingemischt.

Was sind die Hannah Arendt Tage?

Mit den HANNAH ARENDT TAGEN erinnert die Landes­hauptstadt Hannover an international bekannte Politik­theoretikerin, die auch unbequemen Diskussionen nicht aus dem Weg ging. Arendts Werk, vor allem ihre Kernfrage nach dem Sinn politischer Freiheit, bietet vielfältige Impulse für die gegenwärtige und zukünftige gesellschaftliche Ausein­andersetzung. Die Veranstaltungsreihe stellt daher jährlich ein aktuelles Thema aus Politik und Gesellschaft zur Debatte, um es im Sinne Arendts zu diskutieren.

2025 finden die HANNAH ARENDT TAGE vom 7. bis 11. Oktober statt. Im Fokus steht das Werk „Macht und Gewalt“ von Arendt (1970 erschienen). Weitere Informationen sind im Vorfeld der Veranstaltung auf www.hannah-arendt-hannover.de zu finden.


Der Eintritt ist frei, Anmeldung ist ab dem 20. August möglich und erforderlich unter: hat@hannover-stadt.de

In diesem Jahr jährt sich der Todestag Hannah Arendts zum 50. Mal. Am 4. Dezember 1975 verstarb sie in New York. Das Leben der am 14. Oktober 1906 in Hannover-Linden geborenen politischen Denkerin war von den gewaltsamen Brüchen des 20. Jahrhunderts geprägt. Als Jüdin erlebte sie die Verfolgung durch den Nationalsozialismus, als Geflüchtete die Staatenlosigkeit in Frankreich und den USA, wo sie schließlich 1951 eingebürgert wurde. Dort wurde sie zu einer weltweit berühmten Politiktheoretikerin, die sich mit großer Leidenschaft in aktuelle gesellschaftliche Debatten einmischte.

Während der 1920er-Jahre studierte Hannah Arendt Philosophie bei Martin Heidegger und weigerte sich später vehement, Philosophin genannt zu werden, weil die Erfahrung der freiwilligen Gleichschaltung ihres einstigen Lehrers und vieler deutscher Intellektueller mit dem Nationalsozialismus sie skeptisch gegenüber der akademischen Philosophie gemacht hatte. Nach dem Zweiten Weltkrieg gehörte sie zu den schärfsten Kritiker*innen der Person Heideggers, gleichwohl hielt sie ihm privat die Treue. Das Ausmaß der antisemitischen Tendenzen in Heideggers Denken, das durch die Publikation der sog. Schwarzen Hefte deutlich wird, hat sie vermutlich zu Lebzeiten nicht erahnen können. Arendt setzte sich zeitlebens mit der Bedeutung politischen Handelns in Freiheit auseinander und warnte vor autoritären und totalitären Entwicklungen, die pluralistische Gesellschaften in Gefahr bringen.

Das Interesse an Hannah Arendts Werken und an ihrer Person ist ungebrochen groß. Arendt hat uns etwas zu sagen: sie befasste sich u. a. mit Freiheit, Macht und Gewalt, Denken, Handeln, Urteilen, Menschenrechten sowie der Bedrohung der Demokratie durch Antisemitismus und Rassismus. Das legendäre Interview mit Günter Gaus aus dem Jahr 1964 erreichte digital weit über eine Millionen Klicks. 2024 wählten Leser*innen einer hannoverschen Tageszeitung Arendt zur wichtigsten Person aus der Stadt in den vergangenen 75 Jahren.

In Hannover erinnert die Landeshauptstadt mit den seit 1998 jährlich stattfindenden HANNAH ARENDT TAGEN an die international bekannte Politiktheoretikerin. Sie gehen zurück auf eine gemeinsame Idee des damaligen Oberbürgermeisters Herbert Schmalstieg und Prof. Dr. Detlef Horsters (Leibniz Universität Hannover) und werden seither kontinuierlich weiterentwickelt. Unterschiedliche Formate wie Diskussionen, Vorträge, Ausstellungen, Theaterstücke, Performances, Filme und Lesungen beleuchten verschiedene Aspekte des jeweiligen Jahresthemas. Zahlreiche prominente Politiker*innen, Wissenschaftler*innen und Künstler*innen waren schon zu Gast.

Konzepterarbeitung und Koordination der HAT liegen im Fachbereich Büro Oberbürgermeister, Wissenschaftsstadt Hannover. Oberbürgermeister Belit Onay berät mit seinem Team und unterschiedlichen Akteur*innen aus der Stadtgesellschaft das aktuelle Programm. Schwerpunkte liegen auf der Zusammenarbeit mit Schulen und der Einbindung der Schüler*innen in das jeweilige Jahresthema des wissenschaftsbasierten Politikformates. Mit Kunstprojekten, Poetry-Slums, Debattenbeiträgen, Interviews und social media posts begleiten die Schüler*innen die Veranstaltung aus ihrer Perspektive. Die Reihe wird derzeit gefördert durch die VolkswagenStiftung und heise online.

Dr. Maike Weißpflug ist politische Theoretikerin. Sie studierte Germanistik, Philosophie und politische Wissenschaft an der RWTH Aachen, wo sie mit einer Arbeit über die Bedeutung der Literatur im politischen Denken Hannah Arendts promoviert wurde. Zuletzt erschien ihr Buch „Hannah Arendt. 100 Seiten” bei Reclam. Sie arbeitete u. a. am Museum für Naturkunde Berlin und ist aktuell Expertin für Beteiligung beim Bundesamt für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung (BASE). Sie beschäftigt sich insbesondere mit der Frage, wie die großen ökologischen Zukunftsfragen politisch neu gedacht und angegangen werden können.

Dr. Ulrich Kühn studierte Theaterwissenschaft, Neuere deutsche Literatur und Philosophie in Berlin und München und promovierte über Verbindungen gesprochener Sprache und Musik. Er ist Kulturjournalist und arbeitet seit 2009 als Rundfunkredakteur in leitenden Funktionen. Er beschäftigt sich u. a. mit der Frage, wie sich eine Gesellschaft in ihren Debatten und Büchern, ihrer Sprachkultur zeigt und was sie damit über ihr Fühlen und Denken, ihre Sicht auf die Welt offenlegt.


Wir weisen freundlich darauf hin, dass wir während dieser Veranstaltung Fotos und Videos erstellen. Das Bildmaterial wird auf unserer Internetseite und/oder Social-Media-Kanälen veröffentlicht und für die Pressearbeit genutzt werden. Mit ihrer Teilnahme erklären sich Besucherinnen und Besucher dieser Veranstaltung damit einverstanden.