Die Villa Seligmann lädt herzlich ein zum Konzert „Goldene Zeiten“ mit anschließendem Salongespräch.
Teil I: Konzert (18 Uhr)
Goldenes Zeitalter: Die Erneuerung der Kantorenmusik im chassidischen Brooklyn
Yanky Lemmer, Shimmy Miller, Yoel Kohn – Kantoren
Jeremiah Lockwood – Leitung und Begleitung
Streichquartett:
Moritz Ter-Nedden (Violine)
Pauline Herold (Violine)
Colin Jahns (Bratsche)
Linda Heiberga (Cello)
Im heutigen Brooklyn gibt es ein bemerkenswertes Musikrevival, das im Verborgenen vor den Augen der meisten Musikfans brodelt. Es findet in Gemeinden in Williamsburg und Borough Park statt, und die Hauptakteure sind junge chassidische Sänger. In der separatistischen orthodoxen Gemeinde wurden die älteren Formen jüdischer Musik weitgehend durch Popmusik verdrängt, die sehr nach dem klingt, was man im Radio hört. Die Texte, zu denen gesungen wird, sind jedoch jiddische oder hebräische Texte religiösen Inhalts, meist auch jüdische Gebetstexte. Eine kleine, aber lebendige Gruppe junger Sänger hat den Stil der Kantorenmusik aus der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg zu ihrer bevorzugten Kunstform gemacht und führt Stücke auf, die vor fast einem Jahrhundert aufgenommen wurden. Während einige dieser Sänger in Familien mit älteren Kantoren aufgewachsen sind, von denen sie lernen konnten, haben andere Kunstschaffende diese Musik erst über alte Schallplatten entdeckt. In einem Umfeld, das für Außenstehende wie eine Entmutigung zur Selbstdarstellung erscheinen mag, tauchen diese Künstler in die Vergangenheit ein, um ihren eigenen ausdrucksstarken Stil zu finden. Somit gibt das Konzert auch einen einzigartigen Einblick in die Musikalität der orthodoxen chassidischen Gemeinde in Brooklyn.
In einem einzigartigen Konzert führen die Stars des Kantorenrevivals Yanky Lemmer, Shimmy Miller und Yoel Kohn klassische Kantorenrezitative auf. Sie werden vom Produzenten und Arrangeur Jeremiah Lockwood sowie von einem Streichquartett begleitet.
Das Konzert ist auch unser Programmauftakt zum Purimfest, welches am Abend des 23. März anfängt.
Teil II: Salongespräch (ca. 19.15 Uhr)
„Die Welt der chassidischen Musik“ – ein Gespräch mit dem Autor Jeremiah Lockwood und der Autorin Jessica Roda
Im Anschluss an das Konzert unterhalten Jeremiah Lockwood und Jessica Roda anlässlich der jeweiligen Publikation ihrer neuen Bücher: Golden Ages: Hassidic Singers and Cantorial Revival in the Digital Era und For Women and Girls Only: Reshaping Jewish Orthodoxy Through the Arts in the Digital Age. Durch Ethnographie und Medienanalyse bieten Lockwood und Roda einzigartige Einblicke in die lebendige männliche und weibliche Kunstwelt der chassidischen und litwischen Juden von heute in Nordamerika. Sie führen uns dazu, die Macht der Kunst neu zu überdenken, um Handlungsfähigkeit, Privatsphäre und Öffentlichkeit in religiösen Zusammenhängen zu verstehen. Gerade die Vorstellung über religiöse jüdische Frauen, die in der öffentlichen Wahrnehmung oft als unterdrückt, zurückgezogen und ohne Kreativität und Entscheidungsfreiheit darstellt werden, wird auf den Kopf gestellt.
Das moderierte Gespräch wird in englischer Sprache geführt. Besucherinnen und Besucher sind herzlich eingeladen, sich mit Fragen und Anregungen (gern auf Deutsch) an den Autor oder die Autorin direkt zu wenden.